
Quelle: Hochschule Bremerhaven
Prof. Dr. Kai Havekost und Dr. Edmund Voges nutzen das didaktische Lehrkonzept des Team Teaching
Dass ein Modul aus zwei einzelnen Lehrveranstaltungen besteht, ist für viele Studierenden mittlerweile Routine. Dass zwei Lehrende aber gemeinsam unterrichten, ist an der Hochschule Bremerhaven eine neue Methode, die derzeit Prof. Dr. Kai Havekost und Dr. Edmund Voges nutzen. Team Teaching oder Joint Teaching nennt sich das didaktische Lehrkonzept, bei dem zwei oder mehr Personen gemeinsam ihre Lehrinhalte vermitteln. Es ist besonders geeignet, um den Unterricht mit mehr Perspektivenvielfalt, größerer Methodenvielfalt und unterschiedlichen Anregungen zu erweitern. Im Interview mit Cornelia Driesen berichten die beiden Lehrenden von ihren Erfahrungen, wann sich der Einsatz lohnt und was die Studierenden davon haben.
Hochschule Bremerhaven: Wie kamen Sie auf die Idee, sich gemeinsam vor die Studierenden zu stellen?
Dr. Edmund Voges: Nun, da wir beide jeweils einen Teil des Moduls "Basics International Management" im Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre unterrichten und wir in den letzten Jahren schon eine gemeinsame mündliche Prüfung durchgeführt haben, lag es nahe. Wenn die Prüfung gemeinsam stattfindet, ist es ja nicht so abwegig, wenn auch der Unterricht zumindest teilweise zusammen stattfindet. Deshalb haben wir überlegt, dass es sicherlich spannend wäre, wenn wir in dieser Fachvorlesung gemeinsam lehren und so auch zeigen, dass die beiden Teilmodule mit Sprache und Inhalt eng miteinander verzahnt sind.
Prof. Dr. Kai Havekost: Früher haben wir das Modul getrennt unterrichtet - Herr Voges den sprachlichen Teil, ich den fachlich-inhaltlichen Teil. Wir haben aber schnell festgestellt, dass es den Studierenden nicht immer leicht gefallen ist, die Veranstaltungen miteinander zu verzahnen. Mental wurden zwei Fächer daraus gemacht, und eben nicht eines. Daher haben wir beschlossen, die Veranstaltungen deutlich enger miteinander zu verknüpfen. Und so kam die Idee des Joint Teaching.
Hochschule Bremerhaven: Wie genau funktioniert Ihre Lehrmethode zusammen?
Dr. Edmund Voges: In meinen Englisch-Veranstaltungen sind die Studierenden in kleinere Gruppen unterteilt. Dort beschäftigen wir uns intensiv mit der englischen Sprache im Kontext von Business Case Studies, d.h. es geht um die Anwendung der Wirtschaftssprache Englisch in konkreten Fallstudien. Nur kann ich als Sprachdozent nicht die inhaltliche Tiefe bieten, wie die Fachvorlesung von Herrn Havekost. Um diese Inhalte geht es in der gemeinsamen Vorlesung. Herr Havekost bringt seine Fachkompetenz ein und ich meine Sprachkompetenz - und natürlich auch umgekehrt, denn es gibt ja überall reichlich Überschneidungen. So stehen wir also beide in der Vorlesung und spielen uns hin und wieder die Bälle zu - je nach Thema. All dies wird immer wieder in den Kontext der Case Studies rückgebunden, denn diese Fallstudien sind Inhalt einer mündlichen Prüfung: hier werden jeweils vier Studierende eine Stunde lang in einem simulierten Business Meeting geprüft und können zeigen, dass sie in einem international besetzen Meeting bestehen können.
Hochschule Bremerhaven: Wann ist es sinnvoll diese Art von von Lehre einzusetzen?
Dr. Edmund Voges: In unserem konkreten Fall liegt es auf der Hand, dass sich Sprachkompetenz und Fachkompetenz sinnvoll ergänzen. In unseren simulierten Business Meetings können unsere Studierenden zeigen, was sie „drauf“ haben: Sprachgewandtheit oder Fachkompetenz jeweils allein reichen da nicht. Erst wenn die Studierenden in der Lage sind, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge auch fachlich angemessen auf Englisch zu diskutieren, wird unser Anspruch eingelöst.
Prof. Dr. Kai Havekost: Ich würde sogar sagen, dass sich in unserem Fall Sprach-, Fach- und Sozialkompetenz sinnvoll ergänzen, denn in der Prüfung ist auch ein gewisses Maß an Sozialkompetenz notwendig. Es geht eben nicht darum, möglichst viel zu sagen, sondern auch darum, anderen zuhören zu können, und mit neuen Sichtweisen, die sich im Rahmen der Diskussion ergeben, umgehen zu können.
Hochschule Bremerhaven: Funktioniert das Konzept nur bei Fremdsprachen?
Dr. Edmund Voges: Ich bin mir ganz sicher, dass dies auch in anderen Fächern funktioniert und bin überzeugt, dass sich viele Veranstaltungen unserer Kolleginnen und Kollegen nicht nur dazu eignen, sondern auch inhaltlich schon sehr eng miteinander verzahnt sind. Natürlich ist Sprache und Fachinhalt besonders geeignet, denn die Sprache ist das Vehikel für die Inhalte.