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15.03.2021

Eine neue Online-Plattform für den regionalen Einzelhandel

Forschung

Projekt „R3 – Resilient Regional Retail“ erhält Förderung der Metropolregion Nordwest

Gerade in Krisenzeiten wird der Einkauf per Klick statt im lokalen Einzelhandel noch beliebter bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Die Folge: Rekordumsätze bei den großen Onlinehändlern, während der stationäre Handel mit großen finanziellen Einbußen und Existenzbedrohung zu kämpfen hat. Expertinnen und Experten warnen bereits vor einem Aussterben der Innenstädte. Doch auch die Umwelt leidet unter dem erhöhten Verkehrsaufkommen durch die Lieferfahrzeuge. Das neue Projekt „R3 – Resilient Regional Retail“ der Hochschule Bremerhaven nimmt sich dieses Problems an. In den kommenden drei Jahren soll das Konzept für eine digitale Plattform entstehen, mit welcher der regionale Einzelhandel gegenüber den großen Onlinehändlern gestärkt wird. Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Benjamin Wagner vom Berg, Professor für IuK-Technologien der außerbetrieblichen Logistik an der Hochschule Bremerhaven, und in Zusammenarbeit mit der Erlebnis Bremerhaven GmbH und zahlreichen weiteren Partnern soll so eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Versorgungs- und Logistikstruktur in der Metropolregion Nordwest geschaffen werden. Neben dem Handel sind die regionalen Logistikdienstleister Hauptakteure der Plattform. Mit diesem Vorhaben konnte das Projekt die Jury der Metropolregion überzeugen: „R3 – Resilient Regional Retail“ ist eines von sechs Projekten, die im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Mobilität der Zukunft“ von der Metropolregion Nordwest zur Förderung ausgewählt wurden.

Der regionale Einzelhandel kann einige Vorteile gegenüber den großen Onlinehändlern vorweisen. Diese sind nicht nur auf soziale Aspekte, wie der Schaffung von Arbeitsplätzen und der persönlichen Beratung, zurückzuführen, auch logistisch verbirgt sich hier ein großes Potential.  „Im Einzelhandel sind alle Waren bereits vor Ort. Alle Einzelhandelsunternehmen einer Region können in diesem Sinne als ein großes Warenlager interpretiert werden“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Wagner vom Berg. In Zusammenarbeit mit einem regionalen Logistikdienstleister ließe sich daher auch eine kundenfreundliche „Same Day Delivery“ realisieren. Bestellte Waren könnten innerhalb weniger Stunden geliefert werden. Auch die Umwelt würde von der Stärkung des regionalen Onlinehandels profitieren. „Eine effiziente Organisation von Warenzustellungen innerhalb einer zukünftigen Logistik kann weniger belastend für Umwelt und die Verkehrssysteme sein, als wenn alle Versorgungsfahrten durch die Kunden selbst getätigt werden. Werden die Waren mit umweltfreundlichen und effizienten Transportmitteln, wie elektrischen Lastenrädern, ausgeliefert, lassen sich die Effekte noch verstärken“ so Prof. Wagner vom Berg, der sich bereits seit einigen Jahren mit Fragen einer nachhaltigen City-Logistik beschäftigt. Im Rahmen des zweijährigen Projekts „NaCl – Nachhaltige Crowdlogistik“ wurde die Nutzung elektromobiler Lastenräder erst kürzlich in der Praxis in Bremerhaven getestet – mit positivem Ergebnis. Die gesammelten Erfahrungen fließen nun auch in „R3“ mit ein.

Die Idee, auch für den lokalen Einzelhandel eine Onlineplattform zu schaffen und zu etablieren, ist nicht neu. In der Vergangenheit scheiterten jedoch viele dieser Versuche. Zu groß war der Aufwand für die einzelnen Händlerinnen und Händler. Die Lösung könnte eine gemeinsame Plattform sein, welche einfach zu bedienen ist, den Käuferinnen und Käufern aber die gleichen Vorteile wie die Seiten großer Onlinehändler bietet. Nicht nur die Akzeptanz durch den Handel, sondern auch die Kundenzufriedenheit ist ausschlaggebend für den Erfolg. „Durch die wissenschaftliche Herangehensweise mit einer Analyse der Vor- und Nachteile bestehender und gescheiterter Plattformen wollen wir eine Basis für eine nachhaltige und effiziente Plattformlösung schaffen“, erklärt der Wirtschaftsinformatiker Prof. Wagner vom Berg. Idealerweise entstehe so im Laufe des Projekts nicht nur ein Konzept, wie ein regionaler Onlineshop aussehen könnte, sondern auch die entsprechende Software-Architektur.

Die Metropolregion Nordwest ist eine von elf Europäischen Metropolregionen in Deutschland und bündelt die regionalen Kräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung. Mit ihrem Förderfonds unterstützt sie innovative und regionale Kooperationsprojekte.

Redakteur:in